Der CAMPUS GERMANY auf der Expo Dubai zeigt eindrucksvoll, wie die bessere Welt von morgen aussehen kann
„Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.“ – ist ein Zitat, welches dem Staatsrechtler Carl Hilty zugesprochen wird. Es erfasst prägnant das vielleicht kennzeichnendste Merkmal der Bildung, nämlich die Notwendigkeit der Wiederholung, des Einprägens, des Sinnierens – kurz: des Nachdenkens. In einer Zeit, in welcher wir einen Klick davon entfernt sind, alltägliches Wissen nachzuschlagen, ist es oft ein Leichtes, bei all dieser Flut von Wissen (und auch Unwissen) bequem zu werden. Eine gute Bildung also ist essenziell, wenn der Geist geschult werden soll, eben nicht den bequemen Weg zu gehen.
Bildung – vor allem ein korrekter Grad kritischen Nachdenkens – ist immer schon das vielleicht wertvollste Gut gewesen, welches man seinen Kindern mitgeben konnte. Nicht nur auf persönlicher Ebene für den vernünftigen Menschen an sich, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene, denn gebildete Kinder werden gebildete Erwachsene und aus ihnen folgt eine bessere, fortschrittlichere Gesellschaft als Ganzes.
Nur durch mehr Bildung also lässt sich eine Gesellschaft formen, welche die Hürden der Zukunft adäquat angehen kann. Nur so kann eine Gesellschaft gegen Fake News, den Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit vorgehen.
Der Blick in die Zukunft: Expo 2020 Dubai und der CAMPUS GERMANY
Der Deutsche Pavillon der Expo2020/21 in Dubai hat sich eindrücklich das Motto Bildung im Bereich der Nachhaltigkeit zu Herzen genommen. CAMPUS GERMANY prangt in großen Lettern an der Fassade des vom LAVA (Laboratory for Visionary Architecture) entworfenen Pavillons. Deutschland, gerne romantisiert als das Land der Dichter und Denker, hat sich als Leitmotiv die Uni – als Sinnbild für Bildung – ausgewählt. Besucher durchlaufen bei der Tour durch das Gebäude ein Curriculum.
Nach einer Einführungsveranstaltung, bei welcher eindrucksvoll die Geschichte der Welt bis hin zum Anthropozän umrissen wird, ist der Besucher voll immatrikuliert. Ein Namensschild mit RFID-Technologie wird einem dabei mitgegeben, als Aktivierungsschlüssel für die einzelnen Exponate. Diese Technologie ermöglicht es, dass die Exponate die einzelnen Personen „erkennen“, wodurch man direkt in passender Sprache angesprochen wird. Kaum in den ersten Raum geführt, wird bereits die technische Spielerei mit dem Bildungskonzept verknüpft: In einem riesigen Bällebad steht es dem Besucher frei, sich einen Ball zu nehmen und an einer Maschine „scannen“ zu lassen. Jeder einzelne Ball steht dabei für eine Idee, eine Person oder einen Aspekt, der eines der drei Leitthemen des Pavillons betrifft: Energie, Stadt der Zukunft und Biodiversität.
Diese drei Leitthemen bilden dann auch die „Fakultäten“ des Campus Germany. Der Besucher durchläuft drei Forschungseinrichtungen, jede einem Thema zugeordnet. Im Energie-Labor lernt er, wie aufwändig es ist, Strom zu produzieren, und wie Wind, Wasser und Sonne zur nachhaltigen Energiegewinnung beitragen können. Im Future City Lab wird modellartig eine Vision der Stadt von Morgen gezeigt, in welcher durch Recycling-, Wasser- und Lebensmittelkreisläufe Selbstversorgung gestützt und Umweltverschmutzung reduziert wird. Die Biodiversität verknüpft dann Natur, ihre Wunder, und moderne Technik, um einen Eindruck in nutzbare Ökotechnologie zu geben.
Informative Texte zu den Ausstellungsstücken stellen dabei Zukunftsideen und Konzepte vor und präsentieren auch gleich die Partner der Arbeitsgemeinschaft (Firmen und Unternehmen) dahinter. Einige Exponate sind darüber hinaus interaktiv: Mal geht es darum, auf einer Wippe den Energiehaushalt zu balancieren, ein anderes Mal ist der Besucher gefordert, ein Windsegel zur Stromgewinnung zu steuern.
Höhepunkt des Durchgangs ist dann der Abschluss in der Graduation Hall. Man „promoviert“ zusammen mit den anderen Besuchern des Pavillons und in einem letzten Akt von Zusammenarbeit wird gezeigt, wie jeder seinen Teil zur Nachhaltigkeit beitragen kann und wie durch gemeinsames Handeln die Probleme der Zukunft bewältigt werden können. Durch diese spielerischen Interaktionen werden Besucher zum Nachdenken angeregt. Bildung ist eben gelebt. Nicht nur einfaches Lesen oder Rezipieren genügt, es muss nachgedacht werden.
Gute Bildung heute, eine bessere Welt schon morgen
Connecting Minds, Creating the Future ist das Motto der Expo und gerade hinsichtlich des zukunftsorientierten Gedankens ist der Bildungsaspekt noch mal hervorzuheben. Dem Staatsoberhaupt Dubais, Muhammad bin Raschid Al Maktum, scheint dieser Aspekt jedenfalls bedeutend: Schulklassen unterschiedlichster Stufen sieht man durch die Expo tingeln. Bestimmte Bereiche sind sogar als ausgewiesene Plätze für die Schulkinder markiert und reserviert.
Die Überlegung ist nachvollziehbar, und eine effektive Bildung fängt früh an. Für die beste Bildung muss Kindern nicht nur Wissen gegeben, sondern konkret beigebracht werden, damit sie lernen, über das Gelernte nachzudenken. Internate bilden dazu schon seit Jahrzehnten Institutionen, welche Kindern in geeigneter Umgebung Bildung zukommen lassen. Wir setzen uns daher auch schon seit Jahren dafür ein, Eltern die besten Bildungsstätten für ihre Kinder vorzustellen.
Der CAMPUS GERMANY hat eindrucksvoll und spielerisch das gefasst, was ein gewissenhaft umgesetzter Bildungsanspruch für ein Land ermöglichen kann, denn: Gute Bildung für unsere Kinder heute bedeutet eine bessere Welt schon morgen.
von Nico-Gabriel Klemann
Bild Pavillon: © Deutscher Pavillon Expo 2020 Dubai / Bjoern Lauen
07.12.2021