Zinzendorfschule

Das ABC der Internate

Ausgezeichnete Bildung –
Beschützender Rahmen –
Club of best friends

Der Begriff „Helikopter Eltern“ ist ein Modewort geworden. Gemeint sind damit Eltern, die über ihrem Kind, ihren Kindern schweben, alles beobachten, beurteilen und steuern möchten, was das Leben des Kindes angeht. Ist das bedenklich? Eigentlich nein, denn alle Eltern sollten die Verantwortung für ihren Nachwuchs übernehmen. Verantwortung übernehmen bedeutet schon immer, den Kindern auch die besten Möglichkeiten einer Ausbildung und Bildung zu geben. Und gleichzeitig ihnen eine Freizeit zu ermöglichen, die Sport, Freundschaft, Erlebnis, Diskurs mit Gleichaltrigen erlaubt. Entscheidend dabei ist, dass das Kind in allen seinen Möglichkeiten gesehen wird. Gerade Eltern, die „über“ ihren Kindern schweben, werden erkennen, dass sie beim Thema Bildung nichts Besseres finden, als ihrem Kind eine Schulzeit in einem Internat zu schenken. Gut geführte Internate, und das sind die bei uns vorgestellten, fördern und fordern ihre Schüler
zielgenau, schaffen für Kinder und Jugendliche soziale Kompetenz, die Fähigkeit zur Kommunikation, das Interesse für und in geschützten Räumen – auch Bereitschaft zur Auseinandersetzung und zum täglichen Neuen.

Doch wie können Eltern wissen, wieviel Förderung ihr Kind braucht?
Mit Schuleintritt ist es Kindern wichtig, im Klassenverband integriert und anerkannt zu werden, einen „guten Platz“ in der Klasse zu haben. Mit zunehmendem Alter bekommen Freunde einen sehr hohen Stellenwert, denn die meisten Freundschaften entstehen an den Schulen. Von ihren Eltern möchten sie Interesse spüren, möchten „gesehen werden“ und doch auch klare Strukturen, Grenzen, konsequente und gerechte Folgen erfahren. Wie und wo können nun die Wünsche und Bedürfnisse sowohl von den Kindern und Jugendlichen als auch von den Eltern „erfüllt“ werden?

Die Antwort lautet: Im Internat!

 Das ABC der InternateImmer mehr Jugendliche verstehen und schätzen die Sinnhaftigkeit einer umfassenden Bildung im Internat. Junge Leute informieren sich oft eigenständig über Zugangsvoraussetzungen, Schwerpunkte und Besonderheiten der verschiedenen Einrichtungen. Wenn wir die Fragen analysieren, die über das Internate-Handbuch oder das internate-portal.de an den Verlag herangetragen werden, so stellen wir gerade in den letzten Jahren fest, dass fast die Hälfte der Anfragen inzwischen von den Jugendlichen selbst kommt. Jugendliche wissen sehr genau, dass sie heute eine gute Ausbildung und ein gutes Netzwerk benötigen. Und das ermöglicht im Besonderen das Leben im Internat. Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, in denen ein Internatsbesuch negativ besetzt gewesen ist. Die Jugendlichen wissen um diese Chance, um dieses besondere Privileg. Im angelsächsischen Raum kann sich eine verantwortliche Familie kaum vorstellen, dass ihre Kinder nicht in den Genuss einer Internatsausbildung kommen sollen.

 

Und wie schaut das Leben im Internat aus?

Durch die vielfältigen Freizeit- und Fördermöglichkeiten, die in den meisten Internaten geboten werden, bleibt wenig Raum für Langeweile. Beschäftigungen wie Computerspiele und TV-Berieselung kommen nur in ausgewählten Zeiten vor und werden auch von den Kindern und Jugendlichen selbst als sekundär betrachtet. Schule und Hausaufgaben sind eng mit dem Internatsleben verknüpft, so dass in vielen Internaten gute Betreuung und Unterstützung gewährleistet sind. Auch die kleineren Klassen, die besser ausgestatteten Klassenzimmer und das größere Angebot an pädagogischen Konzepten lassen Schule in einem sehr interessanten Licht erscheinen.

Das Thema „Freunde“ nimmt auch bei den Internatsschüler den wichtigsten Stellenwert ein. Im Internat lebt man mit Gleichaltrigen in einer Gemeinschaft zusammen. Es wird zusammen gelacht, geteilt, gelernt, und bei alldem werden wichtige Erfahrungen gesammelt und lebenslange Freundschaften geschlossen. Gleichzeitig kann immer wieder festgestellt werden, wie stark und eng doch die Verbindung zum Elternhaus ist. Die Beziehung zu den Eltern ist durch das Ausbleiben der täglichen Streitpunkte oft entspannter. Eltern müssen nicht mehr ständig auf die konsequente Umsetzung von Regeln achten und können das Leben ihrer Kinder im Internat positiv begleiten. Deshalb ist es wichtig, dass Internate nicht als „letzte Instanz“ gesehen werden, sondern als „besonderer Glanzpunkt“ einer guten Erziehung und Bildung.

Machen Sie sich zusammen mit Ihrem Kind auf die Suche nach einem guten Internat! Ein Internat, in dem Ihr Kind in den unterschiedlichsten Bereichen gefördert wird und in dem es sich unter Gleichaltrigen wohlfühlt. Gerade für Jugendliche hat die Peergroup einen ganz besonderen Einfluss. Umso wichtiger ist es, das Leben in der Clique im Blick zu behalten und sich zusammen mit den Jugendlichen außerhalb der Schule auseinanderzusetzen, Werte zu vermitteln, Positionen zu beziehen und standzuhalten. Solch ein intensiver Austausch kann in dieser Form nur in einem Internat stattfinden. Es ist den vielen sich ausführlich darstellenden Internaten zu verdanken, dass dieses Buch bei der Auswahl nach ideellen und pädagogischen Schwerpunkten für Sie eine gute Hilfe sein wird. Aber auch der Überblick über mehr als 300 deutsche Internatsadressen (alle uns bekannt gewordenen Internate wurden in diesem Buch kostenlos aufgenommen) und die 45 Internate in der Schweiz ermöglichen eine wirkliche Bestandsaufnahme der Heimerziehung.

Es liegt in der Verantwortung der Eltern, sofern sie sich für diesen Weg entschieden haben, die richtige Auswahl für ihr Kind zu treffen. Nehmen Sie sich Zeit. Denken Sie daran, dass das nächstgelegene Internat nicht unbedingt das Beste ist. Im Gegenteil: Eine zu große Nähe kann sogar von Nachteil sein. Das Kind kann gewohnte Strukturen verlassen und sich ganz in die pädagogischen Notwendigkeiten der neuen Umgebung einfügen. So fällt es den Pädagogen vor Ort wesentlich leichter, die Fähigkeiten der Heranwachsenden zu optimieren.

 Das ABC der Internate

Unser Rat an Sie: Schmökern Sie in diesem Buch. Gehen Sie vorurteilsfrei an die Internate in unterschiedlicher Trägerschaft heran. Lassen Sie sich durch konfessionelle oder finanzielle Aspekte etc. nicht abhalten, die einzelnen Schulen im Sinne Ihres Kindes zu prüfen. Es bleibt festzuhalten, dass auch im Bereich der Pädagogik genau verglichen werden sollte. Schauen Sie zuerst nach dem Angebot und dann nach dem Preis. An dieser Stelle ist ausdrücklich zu erwähnen, dass einige Internate Stipendien vergeben. Bitte erkundigen Sie sich bei den von Ihnen ausgewählten Internaten. Auch möchten wir Sie darauf hinweisen, dass sich unter bestimmten Voraussetzungen Jugendämter an den Kosten beteiligen oder sie gar ganz übernehmen. Informieren Sie sich beim Finanzamt über die steuerlichen Vorteile eines Internatsbesuchs.

Treffen Sie anhand des Buches eine erste Vorauswahl und besorgen Sie sich dann ausführliche Informationsmaterialien. Die Internate stellen sich auch über ihre Homepage im Internet vor. Vereinbaren Sie bei mehreren Internaten einen Termin vor Ort. Lassen Sie sich in Ruhe alles zeigen. Fragen Sie, ob sich Ihr Kind allein mit anderen Internatsschülern unterhalten kann. Einige Internate bieten „Schnuppertage“ oder Sommercamps an.

In Gesprächen mit Verantwortlichen von Schulen und Verbänden haben sich folgende Fragen für eine qualifizierte Entscheidung ergeben:

Im schulischen Bereich

  • Welche Schulabschlüsse sind möglich?
  • Ist nach dem Internatsbesuch in einem anderen Bundesland für das Kind ein Wiedereinstieg in eine Schule im Heimatbundesland möglich?
  • Gibt es Patenschaften für die Neuankömmlinge?
  • Gibt es Leistungskurse?
  • Wie ist das Lernen organisiert?
  • Gibt es betreute Räume für die Hausaufgaben oder lernt jeder allein auf seinem Zimmer?
  • Sind während dieser Zeit ein Lehrer oder Erzieher anwesend/erreichbar?
  • Lernt das Kind selbstständig zu lernen?
  • Gibt es einen geregelten Alltag?
  • Findet eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Internat statt?
  • Werden Erzieher/Mentoren bei Lehrerkonferenzen mit einbezogen?
  • Wie viele Lehrer und Erzieher sind für die Kinder da – wie ist der Lehrerschlüssel?
  • Wie ist das Zahlenverhältnis von internen und externen Schülern?

Freizeitangebot:

  • Wie sieht das Freizeitangebot aus?
  • Kosten die Freizeitangebote extra?
  • Von wem werden die Freizeitangebote betreut?
  • Gibt es einen handwerklichkünstlerischen, sportlichen, sozialen Bereich?
  • Welche Konsequenzen hat eine Nichteinhaltung der Hausordnung?
  • Wie sieht der Ausgang am Wochenende aus?

Allgemeine Fragen:

  • Wie sieht der Speiseplan aus?
  • Gibt es vegetarisches Essen?
  • Wie lernen die Kinder Verantwortung zu übernehmen?
  • Wird das Thema Drogen angesprochen? Gibt es ein Drogenkonzept?
  • Steht für Krisensituationen ein Psychologe zur Verfügung?

Spätestens wenn eine Vorauswahl von 2–3 Internaten gefallen ist, sollten die Kinder in den Prozess einbezogen werden. All die Gründe, die aus Ihrer Sicht für ein Leben im Internat sprechen, sollten dargelegt werden. Ein Internatsaufenthalt sollte vom Kind nie als Strafmaßnahme empfunden werden. Einige familientherapeutische Hilfen möchten wir Ihnen für die Vorbereitung auf die neue Schule mitgeben:

  • Fragen Sie Ihr Kind nach seinen Ängsten und Sorgen in Bezug auf ein Internat.
  • Besprechen Sie, wie sich Ihr Kind während des Aufenthalts Kontakt mit Ihnen und seinen Geschwistern wünscht.
  • Wie sehen die Wochenendheimfahrten aus?
  • Was könnten die anderen Familienmitglieder tun, damit sich das Kind von Anfang an in seiner neuen Umgebung wohl fühlt?
  • Wie hält Ihr Kind Kontakt zu seiner heimatlichen Clique, zu seinen bisherigen Bekannten und Freunden?

Besondere Beachtung sollten die ersten Wochen in einem Internat finden. In dieser Zeit werden die Weichen für die Nutzung dieses Angebots gestellt. Es kann sein, dass Neue im Internat zunächst mit bestimmten „Aufnahmeprüfungen“ von Mitschüler konfrontiert werden. Dies können Hilfsdienste beim Essen, Einführungsprozedere zur Gruppenaufnahme etc. sein. Sie können – wenn möglich – telefonisch beratend zur Seite stehen. Stärken Sie Ihrem Kind den Rücken. Es wird sich danach sehr bald in die Gemeinschaft integriert fühlen und sich in der Regel in gleicher Weise an der Tradition gegenüber Neuankömmlingen beteiligen.

Wenn Ihr Kind sehr starkes Heimweh bekommt, vereinbaren Sie eine Mindestaufenthaltsdauer von ca. 3–4 Monaten, während der sich in der Regel das natürliche Heimwehgefühl in ein Gefühl des Wohlbehagens umwandelt. Sollte nach der vereinbarten Zeit immer noch der Wunsch des Kindes vorhanden sein, das Internat verlassen zu wollen, ist ein gemeinsames Gespräch zwischen Eltern, Kind und Internatsleitern ratsam. Vielleicht können durch praktische Veränderungen – etwa ein neuer Zimmerkollege oder eine neue Klasse – die Schwierigkeiten ausgeräumt werden. In seltenen Fällen ist es auch vorstellbar, dass ein Internatswechsel angebracht ist und dadurch den Bedürfnissen des Kindes mehr entsprochen wird. So kann z.B. ein introvertiertes Kind ein Internat mit starker familiärer Atmosphäre, weniger Schüler etc. bevorzugen. Die bisher gemachten Internatserfahrungen können dann auf das neue Internat übertragen werden.

Das Leben im Internat führt erfahrungsgemäß zu lebenslangen Bindungen und Freundschaften. Gerade dieser interkommunikative Aspekt kann für das spätere Leben des Kindes von unschätzbarem Vorteil sein und öffnet Ihrem Kind das „Tor zur Welt“.

In Deutschland sind die meisten Internate in verschiedenen Internatsverbänden und ­vereinigungen zusammengeschlossen, die sich jedoch in den Zielsetzungen und Schwerpunkten unterscheiden.

Im Anschluss stellen sich alle Verbände/Vereinigungen selbst vor. Vergleichen Sie dabei die unterschiedlichen Ausrichtungen. Unser Internate­Führer versteht sich als Bindeglied zwischen Eltern, Schülern und dem breiten Angebot der Internate/Schulen. Wir möchten Sie mit unserem Buch „rund um das Thema Internate“ informieren. Sie bekommen hier sowohl Informationen über die verschiedenen Internate (die wir innerhalb der Bundesländer nach dem Ortsalphabet geordnet haben) wie auch über die verschiedenen Verbände und über die Internatsberatungen. Da Bildung nicht mit dem Abitur endet, haben wir in dieser Auflage ausgewählte private Fach­ und Hochschulen aufgenommen.

Das Buch entstand nach gründlicher Recherche und wir hoffen damit einen Beitrag zum Bildungs­/Ausbildungswesen zu leisten. Das Buch wird als Standardwerk jährlich überarbeitet.

 

Die Gedanken in diesem Vorwort stammen von Silke Mäder Silke Mäder ist Herausgeberin und war Gründerin (zusammen mit Manfred Klemann) des Internate-Handbuchs und der Webseite www.internate-portal.de, dem größten Portal für Internate und Privatschulen in Deutschland.

 

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