Sportinternate in der Bundesrepublik Deutschland

30.07.2014
Das Internatsleben erfüllte alle Erwartungen

Was versteht man unter einem Sportinternat? Als Sportinternate bezeichnet man nicht einfach Internatseinrichtungen, an denen viel Sport getrieben wird und zu denen jeder Zugang hat, der sich für Sport allgemein oder bestimmte Sportarten begeistert. Erst recht handelt es sich bei Sportinternaten nicht um therapeutische Einrichtungen für solche SchülerInnen, die über den Sport wieder für das Lernen motiviert bzw. sozial angepasst werden sollen, oder für hyperaktive Kinder, deren gesteigerten Bewegungsdrang man durch Sportangebote aufzufangen hofft. Sportinternate dienen in aller Regel der Förderung junger Leistungs- sportlerInnen und sind zumeist Teil eines Verbundsystems, in dem Schulbehörden und Schulen einerseits sowie Sportfachverbände und örtliche Sportvereine andererseits eng zusammenarbeiten.

Sie bestehen in den alten Bundesländern überwiegend an vorhandenen Sportzentren, z.B. Olympiastützpunkten, Bundes- oder Landesstützpunkten für eine oder mehrere Sportarten – oder, wie in den neuen Bundesländern noch weitgehend üblich – an staatlichen Schulen mit angeschlossenen Wohnheimen. Zunehmend werden Sportinternate auch als separate Schülerheime von Sportverbänden/-vereinen selbst unterhalten oder sind Einrichtungen privater Träger (z.B. private Internatsschulen oder Schülerheime) mit einem oder mehreren sportlichen Schwerpunkten.
Das Training einschließlich der sportfachlichen und sportbezogenen außerschulischen Betreuung liegt in der Zuständigkeit der Sportfachverbände oder Sportvereine und findet im Regelfall an den Sportzentren statt, der Schulunterricht an den örtlichen öffentlichen Schulen und die individuelle Versorgung und Förderung (Wohnen, Verpflegung, Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe usw.) in den Internatsräumen. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der sportlichen Förderung liegt in einer möglichst engen Verzahnung und Kooperation zwischen Sportleistungszentren, Schulen und Internat.

Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Kooperationsmodelle: „Sportbetonte Schule“ nennt man alle Verbundsysteme, in denen die kooperierenden Lehranstalten spezielle Sportklassen oder Sportzüge einrichten. Wo solche speziellen Angebote nicht bestehen, bezeichnet man die kooperationsbereiten Bildungsstätten als „Partnerschulen des Leistungssports“. Schulen mit optimierten Trainingsbedingungen (moderne Anlagen, räumliche Konzentration von Schule und Trainingsstätten, Anstellung besonders geschulter TrainerInnen/LehrerInnen) und einer engen Abstimmung zwischen schulischen Anforderungen und Trainingserfordernissen (Ganztagsbetreuung, Flexibilität bei Freistellungen für Lehrgänge und Wettkämpfe, Integration von Trainingszeiten in den Vormittagsunterricht, Rücksichtnahme bei der Terminierung von Klassenarbeiten und Prüfungen, Entzerrung der schulischen Anforderungen durch Schulzeitverlängerung usw.) kann das Prädikat „Eliteschule des (Leistungs)-Sports“ verliehen werden.

In Internaten für junge LeistungssportlerInnen bestehen in aller Regel strenge Aufnahme- und Verbleibkriterien, denen Kinder und Jugendliche mit sozialen Anpassungsstörungen (“Erziehungsschwierige”) kaum genügen können. Zu den Aufnahmekriterien für Sportinternate zählen: sportliche Eignung, sportmedizinische Unbedenklichkeit sowie Eignung für den betreffenden Bildungsgang (Gymnasium, Realschule usw.) und mindestens mittlere bis gute schulische Leistungen.

Die sportliche Eignung ist durch Teilnahme am Vereinssport bzw. Leistungssport, Vereins- oder Trainerempfehlung, durch bereits bestehende Kaderzugehörigkeit oder durch eine Aufnahmeprüfung (Sichtungstraining) nachzuweisen, die sportmedizinische Unbedenklichkeit durch eine sportärztliche Untersuchung und die schulische Eignung durch Vorlage der entsprechenden Zeugnisse bzw. durch eine Aufnahmeprüfungen für die angestrebte Schulform. Als Verbleibkriterien gelten in der Regel gute sportliche und hinreichende schulische Leistungen, aber auch ein angemessenes Sozialverhalten bzw. die sog. “charakterliche Eignung”.

Nicht so streng sind die Zugangsvoraussetzungen in der Regel für Sportinternate in privater Trägerschaft. Hier finden auch SchülerInnen Aufnahme, die eine bestimmte Sportart zwar intensiv betreiben wollen, sich aber nicht als Spitzensportler qualifizieren können bzw. den Schwerpunkt nicht im Bereich des Spitzensports setzen wollen. Dank öffentlicher Subventionen und zusätzlicher Fördermittel (Sporthilfe usw.) sind Internate für Leistungssportler ausgesprochen preiswert. Sie kosten im Durchschnitt etwa 200,00 Euro, maximal etwa 400,00 Euro monatlich.
Wer sein Kind auf ein solches Sportinternat schickt, muss allerdings wissen, dass die sportlichen und schulischen Erfordernisse absoluten Vorrang genießen. Familiäre Bedürfnisse, z.B. das Zusammensein mit dem Kind am Wochenende oder in den Ferien, müssen sich dem unterordnen. So sind die SchülerInnen eines Sportinternats in der unterrichtsfreien Zeit häufig auf Wettkämpfen oder Lehrgängen bzw. müssen (auch in den Ferien!) versäumten Schulstoff nachholen.

Die Sportinternate privater Träger nehmen auf individuelle Bedürfnisse eher Rücksicht, können allerdings auch zwischen 1000,- und 2500,- Euro pro Monat kosten. Sie bieten dafür oft familienfreundlichere Bedingungen (z.B. regelmäßige Wochenendheimfahrten zu den Eltern) an und sind hinsichtlich ihrer sportlichen Anforderungen zumeist weit weniger rigide. Sie führen aber hierdurch nicht unbedingt zu sportlichen Höchstleistungen.

An den oben beschriebenen Kooperationsmaßnahmen zwischen Sportverbänden und Schulen nehmen bundesweit 522 Leistungsstützpunkte (darunter 193 Bundes- und 329 Landesstützpunkte) sowie sämtliche Olympiastützpunkte teil. Einbezogen sind ferner 235 Schulen aller Schulformen sowie 46 Voll- und 53 Teilinternate. (Text: Auszug aus Internatsberatung der AVIB gemn.e.V.)

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