Wenn junge Menschen eine schwere Krise durchleben, sei es Tod oder Krankheit einer geliebten Person oder Scheidung und damit ein möglicher Zusammenbruch der Familie, wirkt sich das oft auf die Psyche auf. Kinder und Jugendliche können in Depressionen rutschen- nicht selten mit suizidalen Gedanken. Schulleistungen werden schlechter, manchmal gehen die Schüler gar nicht mehr zu Schule. Sie fühlen sich verloren und leiden häufig unter dem Gefühl, keine vertraute Person um sich zu haben. Der erste Schritt ist eine Psychotherapie, doch manchmal greift und hilft diese leider nicht. Therapeutische Internate nehmen schließlich diese Kinder auf, teilweise mit schweren Verhaltensstörungen, und bieten ihnen ein festes, starkes und familiäres Umfeld. Kinder und Jugendliche mit Depression, Bulimie, Borderline, Angststörungen, Spielsucht und Verhaltensauffälligkeiten werden von Jugendämtern und Therapeuten laut Paragraf 35a des Kinder- und Jugendhilfegesetzes weiter vermittelt.
Zum Team eines therapeutischen Internats gehören selbstverständlich nicht nur geschulte Pädagogen, sondern auch Psychologen und Therapeuten. Diese kümmern sich nachmittags, abends und in der Nacht um die jungen Menschen. Sie gehen offen und herzlich auf die Kinder zu und geben ihnen ein neues vertrautes Umfeld. Damit nehmen sie ihnen auch den Schlupfwinkel, in denen sich die Erkrankten oft verkriechen. Die wichtigste Komponente dabei ist nicht nur Zuwendung, sondern vor allem auch Zeit. Die Jugendlichen bleiben daher in der Regel drei bis vier Jahre in den therapeutischen Internaten. Sie leben aber nicht einer isolierten Blase; die Internate kooperieren meist mit anderen Schulen, die die Kinder schließlich tagsüber besuchen. Der Kontakt zur Außenwelt bleibt bestehen, den Kindern wird die Angst vor dem Kontakt mit anderen Menschen genommen. Sie erhalten in diesen Schulen auch keine Sonderbehandlung. Es gibt aber auch internatseigene Schulen mit einem strengen Lehrplan und Einzelunterricht. Diese sind speziell für die Kinder gedacht, die sich in den ersten Monaten überhaupt nicht zutrauen, auf eine andere Schule zu gehen. So erhalten die jungen Leute die Möglichkeit, sich neu zu finden und wieder Mensch zu werden, verpassen aber auch keinen Stoff in der Schule. Nachmittags und am Wochenende gibt es feste Hausaufgabenzeiten und auch für Prüfungen wird gepaukt. Feste Regeln und Strukturen formen den Alltag und geben ihm Ordnung. So können die Schüler trotz ihrer Krankheit und der Behandlung ihren Abschluss machen. Wenn sie diesen absolviert haben, werden die Kinder aber nicht einfach in das Leben entlassen. In Wohngruppen in benachbarten Städten werden sie auf das Studium oder Arbeitsleben vorbereitet. Therapeuten und Betreuer stehen natürlich nach wie vor jederzeit zur Verfügung.
Eine Zusammenarbeit mit Eltern ist ebenso wie in einem normalen Internat unablässig. Regelmäßig finden für die Eltern der Kinder Schulungen und Seminare statt, in denen sie auch lernen mit der Krankheit der Kinder und den Umständen umzugehen. Ein Aufenthalt in einem therapeutischen Internat ist oftmals nicht ganz günstig. Die Kosten können bis zu 6000 pro Monat betragen, dabei beteiligen die Eltern sich einkommensabhängig. Den Großteil bezahlt der Staat.