Es gibt unter Jungen immer häufiger das Phänomen der totalen Leistungsverweigerung in der Schule. Die Ursachen sind vielfältig. Ob durch Langeweile aufgrund von Hochbegabung und infolgedessen Unterforderung, was eher seltener vorkommt, oder aufgrund familiärer Strukturen, die dem Kind zu schaffen machen oder auch Schwierigkeiten in der pubertären Entwicklung: in den meisten Fällen sind Jungs von dem Problem betroffen. Für eine ZDF-Reportage wurden drei Jungen begleitet, für die ein Schulwechsel, insbesondere auf ein Internat, die erhoffte Lösung versprach.
Die drei Jungen, die für die ZDF-Reportage „Diagnose: Leistungsverweigerung – Zwischen Schulstress und Pubertät“ begleitet wurden, sind Teenager. Alle haben gemeinsam, dass sie in außerschulischen Bereichen außergewöhnliche Begabungen vorweisen können und in vielen Bereichen überdurchschnittlich interessiert sind. Doch im schulischen Umfeld will es nicht so richtig klappen. Den Jungen ist das Interesse, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen, gar zum Unterricht zu erscheinen, irgendwann abhandengekommen.
Den Pädagogen und Eltern ist nicht klar, was die Gründe dafür sind und wieso besonders Jungen diese Problematik haben. Das Thema wird derzeit in der pädagogischen Forschung sehr angeregt diskutiert. Wieso haben besonders Jungen Probleme mit dem deutschen Schulsystem und wieso lautet ihre Antwort auf Stress: Leistungsverweigerung?
Phillip, einer der Jungen, der in der Reportage zu Wort kommt, war ein herausragender Schüler in der Grundschule. Die Lehrer prophezeiten ihm eine großartige Zukunft. Allerdings verliert Phillip spontan das Interesse an der Schule, lernt überhaupt nicht mehr und geht nicht mehr regelmäßig zum Unterricht. Sein alleinerziehender Vater ist ratlos. Er erhält zwar Unterstützung vom Jugendamt, doch Phillip muss trotzdem vom Gymnasium runter.
Jannes, ein 15-jähriger Teenager, hat die Kurve gekriegt, nachdem er vom Gymnasium auf ein Internat wechselt. Seine Leistungen haben sich wieder normalisiert und das Verhältnis zur alleinerziehenden Mutter hat sich wesentlich entspannt und verbessert. Auf dem Internat erfuhr Jannes, was er zu Hause nicht ausreichend bekam: klare Strukturen, geregelte Abläufe sowie männliche Vorbilder. Ein Internat ist nicht nur für Einser-Schüler eine gute Alternative zum konventionellen Schulsystem. Auch Schul- und Leistungsverweigerer erhalten auf einem Internat die Möglichkeit, sich zu entfalten und ihr Interesse am Lernen wiederzufinden. Das liegt mitunter an der individuellen Förderung in kleinen Lerngruppen, wie es an Internaten üblich ist. So können sich Pädagogen viel mehr Zeit für einzelne Schüler nehmen und diese nach ihren jeweiligen Stärken und Schwächen unterstützen, motivieren und fördern.
Der dritte Junge, der in dem Film vorgestellt wird, ist Jakob. Er ist mit 12 Jahren recht jung und noch nicht im typischen Pubertätsalter, um die üblichen Probleme zu entwickeln. Seine Leistungsverweigerung tritt bereits in der Grundschule auf. Das, was an dieser plötzlichen Verhaltensänderung so kurios erscheint, ist, dass Jakob sich in der Schule zwar total verweigert, zu Hause jedoch hochkomplexe Bücher verschlingt und diese auch versteht. Jakob nimmt inzwischen an einem Schulprojekt teil, das intelligente Kinder, die aber dennoch Schulverweigerer sind, in besonderem Maße fördert. Hochbegabte Kinder haben ein anderes Bildungsbedürfnis, das in einer konventionellen Schule nicht befriedigt werden kann. Das Projekt findet im Rahmen einer konfessionellen Trägerschaft statt. Die meisten der Schüler sind Jungen mit einer ähnlichen Vorgeschichte wie Jakobs. Auch die Herkunft der Kinder weist starke Parallelen auf: viele stammen aus Akademikerfamilien, in denen die Eltern viel arbeiten und weniger Zeit für die Kinder aufbringen können.
Fazit: Bei Kindern, die Schul- und Leistungsverweigerer sind, ist der Wechsel zu einer alternativen Schulform Gold wert. Es gibt immer Gründe dafür, warum sich ein Kind der Schule verweigert. Auf einem Internat oder in einer Privatschule erhalten die Jugendlichen eine individuelle Förderung, können ihre Interessen ausleben und sich sportlich und künstlerisch bzw. musisch entfalten. „Querdenker“ können sich im losen Klassenverband mit mehreren Jahrgängen austauschen. Gerade die Jüngeren, die im Kopf besonders weit sind, profitieren durch den Kontakt zu älteren Schülern.